Der Brunnen
Es reicht nicht, hinein zu springen und der Tiefe zu begegnen.
Es kommt auf unsere Absichten an und auf die Bereitschaft, ihr zu dienen.
Das ist die Geschichte von Goldmarie und Pechmarie – oder Frau Holle.
Der Weltenbecher und das All
Im 9. Buch von Firdausis Königsbuch besiegt Bezham, ein Held vom Hofe des Shahs, den wilden Eber. Bezham kehrt aber nicht sogleich an den Hof zurück, sondern lässt sich von seinem neidischen Begleiter überreden, sich mit der schönen Prinzessin von Turan zu vergnügen. Dabei wird er erwischt, zur Strafe an einen Marterblock geschmiedet und in einen Brunnen geworfen, der mit einem Fels abgedeckt ist. Die Königstochter wird ebenfalls verstoßen und erbettelt jeden Tag Brot, von dem sie Bezham das Beste durch einen Spalt an einem Seil herunterlässt.
Der Shah Kai Chosrau ergreift auf Bitten von Bezhams Vater den Weltenbecher, in dem er das ganze All sieht vom Widderzeichen bis zu den Fischen, den Himmel und Mond und Planeten und alles, was den Menschen verborgen ist. Im Weltenbecher entdeckt er Bezham im Brunnen und schickt zu dessen Befreiung den größten persischen Helden aus - den Prinzen Rostam. Dieser tarnt sich als Händler und lässt durch ein Mädchen Bezham ein gebratenes Huhn bringen, in dem er zuvor seinen Siegelring versteckt hat. So weiß Bezham, wer sein Retter ist. Schließlich schleudert Rostam den Felsen vom Brunnen und befreit Bezham, der dann viele Jahr glücklich lebt mit der Prinzessin von Turan.
Joseph - Schönheit und Schrecken
Im 1. Buch Mose wird die Geschichte von Joseph erzählt, dem Liebling seines Vaters Jakob: seine neidischen Brüder werfen ihn in einen leeren Brunnen hinab, holen ihn dann selbst wieder heraus und verkaufen ihn an eine Handelskarawane nach Ägypten, die ihn ihrerseits an den Kämmerer des Pharao verkauft, wo er aufsteigt zu dessen Hausverwalter. Die Frau des Kämmeres will Josef verführen wegen seiner Schönheit, doch er verweigert sich und sie schwärzt ihn bei Hofe an. Er kommt ins Gefängnis, deutet Träume und der Pharao erhebt ihn zum Verwalter seines Reiches. Als seine Brüder während einer Hungersnot bei ihm Getreide kaufen, erkennen sie ihn nicht. Im Getreidesack des jüngsten Bruders versteckt Joseph seinen silbernen Becher, dessen geplante Entdeckung schließlich zur Wieder-Verbrüderung so wie zur Befreiung von Schuld und Strafe führt.
Joseph bedeutet „Gott möge vermehren“, „Gott fügt hinzu“ – die guten und die schlechten Zeiten, die das Herz läutern und die es dann zu meistern versteht. Das alles hat mit Historie nichts zu tun. Es ist eine Jahrhunderte lang in Worten gemalte Erzählung über die Reinheit des Herzens, auf dessen Grund wir fallen müssen um Schönheit, Weisheit und Reichtum unseres Lebens zu finden.
Als man Joseph hinab warf, fiel er auf den Hals eines Löwen, der sich bereits auf dem Grunde des Brunnens befand; unten im Brunnen war ein Loch, durch welches ihn eine Schlange versorgte und die Vögel fraßen von seinem Kopf.
Aus der Mitte des Brunnens ragt der Weltenpfahl als die Säule des Himmels,
um die sich hier keine Schlange windet, sondern die selbst vielfach spiralig gewunden ist.
Darüber, am Pol, befindet sich das ewige Licht.
Der Thoraschrein ist hebräisch Arōn ha-Qodesch = „der heilige Schrein“.
Das war die tragbare heilige Lade (semitisch arōn) und diese ein leerer Kasten.
Die Lade arōn verkörperte in den alten Stammeskulten den kosmischen RAUM.
Dieser RAUM ist das ´Haus` der Gottheit, denn sie wohnt darin
und er ist der ´Leib` der Gottheit, denn er bildet ihre ´Gestalt`.
In ihm geschieht das zyklische Sterben und Wiedergeborenwerden allen Lebens
aus dem Mutterleib der Natur.
Deshalb stellte die antike Göttinnenreligion den heiligen, kosmischen Raum
direkt als den Leib der Gottheit dar.
Tatsächlich zeigt sie den Brunnen selbst - die Gottheit, aus der alles Leben kommt.
Über die Schulter des Stiers erfolgt der Aufstieg zum Pol,
zum ewigen Licht, dem „sehenden Herz“ der Gottheit.
Dort wird das Lebensfeuer gequirlt durch fortwährende Drehung,
welche hier durch linksläufige Swastiken dargestellt ist.
welches als der „heilige Fisch“ Ixthys aus der Wasserhälfte des Himmels
jährlich neu geboren wird in einem ständigen Kreislauf.
Für die Gottheit ist Oben und Unten eins
Der Brunnen ist Höhe und Höhle
Außen und Innen.
Die Höhle ist das Herz des Dieners, in dem hintereinander mehrere Höhlen sind.
Aus dem Gefäß des Glaubens fließt der Segen stetig nach außen.
...
Meine Geliebten bereichere ich mit einem uralten Getränk.
Sein Geschmack ist süß wie die Quelle des Paradieses.
Wer davon kostet, ertrinkt in der Liebe.“
die in ihrem Herzen ein Zikru erdachte
und so erstaunliche Dinge vollbrachte.
und ein solches Herz
wird wiederum Liebe und Güte für die ganze Menschheit ausstrahlen.
Ein solcher Mensch wird danach streben, Gutes zu tun,
sei es für die Menschen oder die Bewahrung der Erde.“